Brief von Gerd – Liebes Villar de Canas!

Du bist ein Dorf in Spanien mit kaum 500 Einwohnern, rund 130 Kilometer südöstlich von Madrid. Die trockene und karge Region ist relativ dünn besiedelt und von bescheidenem Wohlstand, es dominieren Landwirtschaft (Wein) und Viehzucht. Jetzt jubelt beinahe ein ganzes Dorf über den Bau eines Atommülllagers. Zuerst dachte ich, ich lese nicht richtig. Aber ich las richtig – ihr freut euch – Warum??

hoffe euer „Lottogwinnn“ retiert sich auch auf Dauer….
Eure ganze Gemeinde strahlt: Spaniens neue Regierung hat eurem Dorf den Zuschlag für den Bau eines Atomzwischenlagers gegeben. Davon erhofft man sich Aufschwung. Hoffentlich wird aus diesem Strahlen nicht in Zukunft ein ganz anderes „Strahlen“ – ich glaube wir verstehen uns.

Eure 500 Bewohner bejubelten, dass ihr Nest zum spanischen Atomdorf bestimmt wurde. Bei euch sollen künftig die alten hochradioaktiven Brennstäbe der acht spanischen Atomkraftwerke hinter dicken Stahlbetonwänden verstaut werden sollen. „Das ist wie Lottogewinn“, sagt Bürgermeister José Maria Saiz.

Das Zwischenlager, hoffen die Dörfler, werde ihrem Dorf eine neue Zukunft geben. Arbeitsplätze, Besucher, Investitionen und Subventionen – genau das, was ihr sterbendes Nest, rund anderthalb Autostunden östlich von Spaniens Hauptstadt Madrid, bitter nötig habe. In der Dorfschenke „La Mezquita“ knallten die Korken, als die Entscheidung von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy bekannt wurde.

Ich möchte mal was zu bedenken geben – schaut euch mal die Statistik an, was aus den meisten Lottogewinnern im wirklichen Leben wird. Viele sind nach einigen Jahren ärmer, als sie vor dem Lottogewinn waren, viele sind unglücklicher, als sie dies vor dem Lottogewinn waren. Hierzu gibt es viel aussagekräftige Erhebungen.
Schon komisch, was die Menschen alles bejubeln, wenn es um Arbeitsplätze und Geld geht.  Für rund 700 Millionen Euro soll auf den Äckern von Villar de Cañas das riesige Atommüllzwischenlager gebaut werden. Bis zu 1000 Arbeitsplätze sollen entstehen. „Das ist die Rettung für unseren Ort“, freut sich Dorfchef Saiz, der schon vor Jahren sein Nest für die nukleare Müllkippe anbot. „Wir waren bisher ein untergehendes Dorf.“ Hoffentlich seid ihr nicht bald ein verstrahltes Dorf.
Ich hoffe wirklich, dass die Geschichte für euch gut ausgeht und ich hoffe, dass der technische Verstand der Menschen ausreicht, um euch vor diesem „tödlichen, gefährlichen Dreck“ zu schützen. Glauben tue ich das nicht ganz – in Deutschland ist man grad drann ein Atommülllager wieder auszuräumen, weil Wasser in das stillgelegte Berwerk eindringt und die Fässer mit dem Gift beschädigen könnte. Wasser reicht aus,  um dies zu schaffen -unglaublich.
In Gedanken – euer G.Ender