Wir leben in einer unruhigen, hastigen, beschleunigten Zeit – der tägliche Kampf nimmt uns den Atem. Die Schwächeren trifft es am stärksten. Mutet es da nicht weltfremd an, Ruhe und Gelassenheit zu empfehlen?
Kann ein Denken, dass seinen Ursprung vor mehr als 2000 Jahren unter ganz anderen ökonomischen und kulturellen Bedingungen hatte, heute noch seine Berechtigung haben? Ich glaube schon – ich glaube ein „Hinschauen“ auf diese weisen Denker ist heute wichtiger denn je.
Es muss etwas gegen die Beschleunigung getan werden. Schneller, höher, weiter – das hat uns an den wirtschaftlichen Abgrund und auch an gesundheitliche Grenzsituationen gebracht. Jedes Kind kennt heute den Begriff Burnout, Erschöpfungszustand – heute ist der Begriff „Weniger ist mehr“ in aller Munde. Ein Spruch den ich letztens gehört habe, gefällt mir gut – „In Zukunft werden nicht die glücklich sein, die viel haben, sondern die, die wenig brauchen“ Aber leicht ist das nicht – ein Weg wäre die Gelassenheit.
Reinschauen bei Wikipedia – was sagen die über die Gelassenheit? „Gelassenheit, Gleichmut, innere Ruhe oder Gemütsruhe ist eine innere Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren. Sie ist das Gegenteil von Unruhe, Aufgeregtheit und Stress.“
Der römische Philosoph Seneca (um 4 vor Chr. (Cordoba in Spanien) – 65 nach Chr. (bei Rom) war ein bedeutender Vertreter der Stoiker. Die stoische Gelassenheit ist noch heute ein geläufiger Begriff. Seneca wurde persönlich von schweren Schicksalsschlägen getroffen wie etwa seine Verbannung nach Korsika, die acht Jahre dauerte. Am Ende seines Lebens wurde er hinsichtlich seiner stoischen Haltung noch einmal hart auf die Probe gestellt, als nämlich Kaiser Nero, den er jahrelang als Philosoph beraten hatte, ihm den Freitod nahelegte. Wenn wir den Quellen glauben dürfen, ist Seneca – seiner Lehre entsprechend – gelassen aus dem Leben geschieden.
Nicht nur bei Seneca, sondern im Stoizismus allgemein, gilt der Primat der inneren vor der äußeren Freiheit, das heißt, es ist egal, ob ich Sklave oder römischer Kaiser bin, solange meine Gedanken frei sind.
Interessantes sagt er auch über die Vermögens- und Besitzverhältnisse von Menschen. „Das beste Vermögensverhältnis ist das, welches weder bis zur Armut herabsinkt, noch weit von Armut entfernt ist.
Und Seneca schreibt auch über den Umgang mit Schicksalsschlägen.
Und dazu habe ich vor einigen Tagen einen Bericht über New York gelesen. Eine Stadt, die heute den 10 Jahrestag der schrecklichen Terroranschläge auf das World Trade Center mit mehr als 3000 Toten begeht. Nach diesem Bericht reagieren die New Yorker unaufgeregt auf die Terrorwarnungen rund um den zehnten Jahrestag. Und doch sind Gedanken daran allgegenwärtig. Über elektronische Anzeigetafeln wird zur Wachsamkeit aufgerufen „Gedenkt der Opfer von 9/11“ heißt es auf diesen Tafeln. „Wenn Sie eine verdächtige Handlung sehen, verständigen Sie einen Polizisten.“ Die New Yorker haben sich daran gewöhnt und begegnen der ständigen Gefahr mit großer Gelassenheit.
Und genau dazu passt die Aussage von Seneca vor über 2000 Jahren. Lt. Seneca ist Gelassenheit die höchste Tugend des Weisen . „Daher muß man sich durchringen zur Freiheit; diese aber erreicht man durch nichts anderes als durch Gleichgültigkeit gegen das Schicksal.
Und Freiheit und unendliche Möglichkeiten, das ist das, was wir seit jeher mit New York und Amerika in Verbindung bringen. Und diese Freiheitsliebe können auch Terroristen nicht zerstören. Und das ist auch gut so.
In Gedanken – Eurer G.Ender
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