mein Campingurlaub ist zu Ende – die „Briefe von Gerd“ aber nicht. Ich schaue mit Freude auf die letzten 2 Wochen zurück. Ist sehr viel passiert in diesen 14 Tagen. Bedeutungsloses, Nebensächliches, Wichtiges, Entscheidendes – aber was es auch sein mag – so schön und so schwer die Tage auch sein mögen – sie vergehen – und was bleibt ist dann die
Erinnerung.
Was hat es mit der Erinnerung auf sich? Wir kennen sie alle. Jeder muss mit ihr leben. Mit Erinnerungen an Sternstunden, Erinnerungen an Wendepunkte, Erinnerungen an Begegnungen, Erinnerungen an die Verliebtheit, Erinnerungen an den Anfang, Erinnerungen an Trennungen, Erinnerungen ans „Fliegen“, Erinnerungen ans Abstürzen, Erinnerungen an strahlenden Sonnenschein und an die dunkeltste Nacht.
Alles ist irgendwie gespeichert auf unserer „Festplatte“. Experten, die sich mit Hirnforschung befassen, sagen, GAR ALLES, was wir sehen oder erleben sei gespeichert. Vieles in einem Unterordner, sehr weit unten in unserem Bewusstsein, vieles nur noch in unserem Unterbewusstsein – aber ALLES irgendwo.
Und dann kommen sie irgendwann hervor – man weiß ab und zu nicht, warum auf dem Bildschirm unserer Gedankenwelt grad mal diese oder jene Erinnerung „aufblitzt“.
Und noch was ist mir aufgefallen. Die Erinnerung ist nicht ganz real und blendet oft unangenehme Dinge etwas aus. Ist eine gute Eigenschaft. In der Erinnerung werden Dinge und Zustände besser dargestellt, als sie in Wirklichkeit waren. So habe ich z.B. tolle Erinnerungen an meine 9-monatige Militärzeit, obwohl es realistisch gesehen so viele sinnlose Stunden und Anweisungen gab und wir fast verzweifelten an den Demütigungen und Bevormundungen dieses Systems. Aber in der Erinnerung werden diese Dinge auch bei mir meist „ausgeblendet“ – gute Einrichtung – diese schöngefärbte Erinnerung.
Und dann beobachtet oder kennt man ganz alte Menschen und da ist es oft so, dass die Kurzzeiterinnerungen über die letzten Stunden, Tage, Wochen und Monate weg sind und sie sich aber gleichzeitig noch ganz genau an weit zurück liegende Ereignisse erinnern können.
Vielleicht ist auch das eine gute Taktik der Erinnerung, weil grad im Alter die Erinnerung an die jungen Jahre der Seele und dem Herzen besser tun, als an den „gebrechlichen, anstrengenden Tag von gestern“.
Was weiss ich – wie das alles funktioniert. Fällt mir nur auf.
Und hier noch 2 Zitate, die ich gefunden habe und die mir gefallen haben:
„Die Erinnerungen verschönen das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich.“
Honoré de Balzac (1799-1850), frz. Romanschriftsteller
„Für angenehme Erinnerungen muß man im voraus sorgen.“
Paul Hörbiger (1894-1981), östr. Schauspieler
Jedenfalls erinnere ich mich gern an den Campingurlaub in Italien, an die Sonne, das klare Wasser, die Lieder die ich hörte, die Begegnungen die ich hatte und auch die Begegnungen, die, außer einem kurzen Lächeln, an mir vorbeigelaufen sind und an meine Cappuchinos, die mir nicht entkommen konnten.
In Gedanken – euer G.Ender