Brief von Gerd – Liebes Tagebuch,

dein Name ist „Moleskine“ und du hast mir schon gefallen, als du mir zugestellt wurdest. Du warst ganz frisch, unberührt, ja fast jungfräulich als ich dich das erste Mal in der Hand hatte.
  
Ich mag dein Gummiband und dein praktisches Fach an der Rückseite. Es war Liebe auf den ersten Blick – aber du warst noch nicht mit Leben gefüllt.

Und mit Leben wirst du täglich gefüllt. Mit einer passenden Füllfeder teilst du mit mir mein Leben.

Du lachst mit mir, staunst mit mir und weinst mit mir. Mal ist unser Treffen am Tag kurz, mal lang und manchmal machen wir es mehrmals am Tag.

Du bist zu einem wahren Freund geworden. Du nimmst alles kommentarlos an, bist nie gereizt und gibts mir keine Ratschläge.

Probleme haben wir eigentlich nur miteinander, wenn ich dich verlegt habe oder du dich vor mir versteckt hast. Das kommt selten, aber es kommt vor. Und was für eine kindliche Freude, wenn wir uns wiedergefunden haben.

Ich liebe es, dich in ein Regal zu stellen wenn du voll geschrieben bist und deinen jungen, noch leeren Bruder herzunehmen und ihn von Neuem mit Leben zu füllen. Aber ich vergesse dich im Regal nicht. Von Zeit zu Zeit nehme ich dich wieder zur Hand und wir lesen zusammen von „alten Zeiten“. Du bist wie ein guter, lang gelagerter Wein. Dein Inhalt wird von Jahr zu Jahr interessanter.

Ich mag dich, liebes Moleskine Tagebuch – du teilst mit mir meine kleinen und grossen Geheimnisse – ich bleibe dir treu – auf ein Leben!

In Gedanken – euer G.Ender